FV PK Sonnberg/Zumberk e. V.
Kopf

Projekt Pfarrkirche Žumberk/Sonnberg

Schirmherrschaft
 

Der Präsident des Europäischen Parlaments Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering

gewährt dem Sonnberger Projekt des Fördervereins die Schirmherrschaft.

 

Prof. Dr. H.-G. PötteringFoto: Europäisches Parlament
 

Am 21. November 2008 hat Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering die Schirmherrschaft für das gleichnamige Projekt des „Fördervereins Pfarrkirche Sonnberg/Žumberk Südböhmen“ übernommen.

In seinem Schreiben an den Vorsitzenden des Fördervereins hat der Präsident die Gewährung seiner Schirmherrschaft offiziell bestätigt und schreibt u. a.: “Wie ich bereits in unserem Schriftwechsel erklärt habe, unterstützt das Europäische Parlament vorbehaltlos Ihre Bemühungen, Grenzen zu überwinden und auf dem Wege der Begegnung die Grundlage für ein friedvolles Zusammenleben in Europa zu schaffen.“


Der Förderverein betrachtet diese Auszeichnung als Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit und als Bestätigung, auf dem richtigen Wege zu sein: “Der Weg ist das Ziel“ – unser Weg des Ausgleichs und der Verständigung ist der richtige. Alles andere wäre nicht von Bestand und hätte keine Zukunft.

 

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Der Präsident des Europäischen Parlaments als Schirmherr!


Die Sanierung einer Pfarrkirche im Süden Tschechiens geht in die zweite Phase.

Was ist so interessant an dieser alten Kirche in Südböhmen und was haben wir damit zu tun? Vordergründig sicher wenig. Architektonisch und als Baudenkmal ist sie schon bemerkenswert: Ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert inmitten einer mittelalterlichen Wehranlage mit einer ebenfalls spätgotischen Feste. Letztere, in der Renaissance umgebaut, bildet gemeinsam  mit der Kirche ein Ensemble in idyllischer Lage, wirklich ein liebenswertes Kleinod. Und um die Sanierung dieser einst baufälligen Kirche kümmert sich seit fünf Jahren der „Förderverein Pfarrkirche Sonnberg/Žumberk Südböhmen e. V.“ mit Sitz in Osnabrück. Am 21. November 2008 hat Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen. Wohl einmalig ist auch, dass der Verein zwar hier seinen Sitz hat, aber Deutsche wie Tschechen zu seinen Mitgliedern zählt.

Nach heutigem tschechischen Sprachgebrauch ist Sonnberg/Žumberk im südlichen tschechischen „Grenzland“ gelegen. Die Bewohner dieses Landstrichs wurden analog der wechselvollen Geschichte entweder  als Deutschböhmen in Böhmen (bis 1918 KuK-Österreich) oder deutsche Minderheit in der Tschechoslowakischen Republik (bis 1938  CSR) oder nach 1938 mit der Eingliederung als Deutsche (bis 1945 Deutsches Reich) bezeichnet. Diese seit Jahrhunderten deutsch besiedelte und geprägte uralte Kulturlandschaft zwischen Moldau und Maltsch fand mit der Wiedererrichtung der CSR und der Vertreibung (tschechisch „Odsun“, also Abschub) der deutschsprachigen Bevölkerung in den Jahren 1945/46 ihr abruptes und unwiderrufliches Ende.

Die Pfarre Sonnberg wurde faktisch aufgelassen; die wenigen verbliebenen Gläubigen von der nächsten tschechischen Pfarrgemeinde im nahe gelegenen Trhove Sviny aufgenommen. Sonnbergs historische Substanz verfiel und wurde erst in den siebziger und neunziger Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt und von staatlicher Seite grundlegend saniert – bis auf die alte katholische  Pfarrkirche im Ortszentrum, die, obwohl denkmalgeschützt, anscheinend dem Verfall preisgegeben war. Nur selten verirrten sich in der Zwischenzeit (Heimweh-)Touristen in diese Gegend, Zeugen des allmählichen Niedergangs der Kirche. Nach über siebenhundert Jahren bewegter Geschichte war das Ende  allmählich abzusehen.     
Dann aber 1992, vier Jahre nach der tschechischen Wende und 47 Jahre nach Kriegsende anlässlich eines Treffens der ehemaligen Bewohner wurde die Sonnberger Pfarrkirche wieder „aufgesperrt“ und erstmalig wieder eine Messe gelesen. Das wiederholte sich zwar alle zwei Jahre, aber am Zustand bzw. am Verfall der Kirche änderte sich wenig. Erst 2004, als eine kleine Gruppe tschechischer Katholiken vor Ort, zugezogen oder noch alteingesessen, bei ehemaligen deutschen Bewohnern nachfragte, änderte sich das Bild. Am  15.9.2004 trafen sich in der alten Sonnberger Pfarrkirche der Bürgermeister der Gemeinde Žar (Žumberk/Sonnberg ist nur noch eine kleine Ortschaft im Gemeindeverbund), der Pfarrer der zuständigen Pfarrgemeinde Trhove Sviny, eine kleine Gruppe von tschechischen Bürgern und einige „Ehemalige“ aus Deutschland und vereinbarten, zur Erhaltung und „Wiederbelebung“ der alten Pfarrkirche eine Initiative zu gründen. Aus dieser ersten Begegnung in der Kirche wurde in den Folgejahren eine Gemeinschaftsaktion, ein  Bau- und Kommunikationsprojekt, das zwischenzeitlich auch überregionales Interesse und ideelle und finanzielle Unterstützung gefunden hat.

Die Anfang 2005 bei Gründung des Fördervereins verabschiedete Satzung betont den Willen zur Verständigung und zum Miteinander als eine gemeinsamen Aufgabe: Erhalt der Kirche als Verpflichtung gegenüber den Vorfahren, für die unabhängig von der Sprach- und Volkszugehörigkeit diese Kirche über Jahrhunderte der Mittelpunkt des dörflichen und kirchlichen Lebens war. Praktisch bedeutete das, dieses Bauwerk an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben, zur Mahnung und zur Verpflichtung, Gräben zu überwinden und Missverständnisse auszuräumen. Letztlich sollen in der alten böhmischen Kirche am Ende des Projekts wieder Gottesdienste gefeiert, soll neues kirchliche Leben entstehen.

Die weiteren Schritte sind schnell erzählt: Seit der Gründung vor vier Jahren ist der des Verein auf über 90 Mitglieder angewachsen, davon die Hälfte tschechische Bürger. Mit dem Bistum Budweis, dem Eigentümer der Kirche, wurde eine Vereinbarung geschlossen, in der Verantwortung und Zuständigkeiten geregelt werden. Bistum und zuständige Pfarrgemeinde unterstützen das Projekt nach Kräften. Bauplanung und Durchführung ist Aufgabe der bischöflichen Baubehörde. Der Förderverein wirbt Spenden ein, stellt den finanziellen Eigenanteil sicher und betreut die Öffentlichkeitsarbeit.

Die jährlichen Mitgliederversammlungen finden grundsätzlich in Tschechien statt, auch mit reger Beteiligung der örtlichen Honoratioren und 2005 erstmalig auch vom Budweiser Bischof Pad’our besucht. Im zweijährigen Abstand finden „Deutsch-Tschechische Begegnungen“ in Sonnberg statt. Nach einem deutsch-/tschechischen Gottesdienst in der provisorisch hergerichteten Sonnberger Kirche treffen sich anschließend in der Nachbarschaft deutsche, österreichische und tschechische Bürger bei böhmischer Musik zum Gespräch und zum Feiern. 2007 wurde erstmals anlässlich des Namenstages des Kirchenpatrons und auf Einladung des örtlichen Pfarrers unter großer Beteiligung der örtlichen Gläubigen eine Messe gelesen. 

Und natürlich wird auch gespendet und gebaut. Seit 2005 hat der Verein über 30.000 € an Spenden eingeworben. Darin sind z. B. enthalten Spenden der Diözese Augsburg, kirchlicher Traditionsvereine und viele kleine und große Spenden der ehemaligen und jetzigen Bewohner Sonnbergs. Aufgabe des Fördervereins ist es, jeweils zum Jahresbudget den geforderten Eigenanteil sicherzustellen und damit öffentliche Mittel zu ermöglichen. Seit 2007 ist der Förderverein mit seinem Projekt im Internet (www.pfarrkirche-sonnberg.de).

Das Projekt „zieht Kreise“ – bis Ende 2008 wurden ca. 120.000 € in die Sanierung der Kirche investiert. Zuschüsse kamen u.a. vom DTZF/Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds; vom Tschechischen Kulturministerium (beide: Prag); vom Südböhmischen Bezirk (Budweis) und der tschechischen Gemeinde vor Ort. Die Gemeinde bemüht sich zusätzlich um die Sanierung des Kirchenvorplatzes und der kirchlichen Denkmäler (Marterln) in der Umgebung der Kirche. Für 2009 und 2010 hat das Land Oberösterreich namhafte Dotierungen zugesagt. Ende 2008 wurde der erste große Bauabschnitt, die Sanierung von Dachkonstruktion, Kirchenschiff und Turm und Turmfassade abgeschlossen. Damit ist die Kirche wieder wetterfest und „unter Dach und Fach“. Für die kommenden Jahre sind die Trockenlegung der Grundmauern, die Sanierung der Fassade und die Restaurierung des Kircheninneren geplant. Immer vorausgesetzt, dass Spenden und Dotierungen weiter fließen.

Januar 2009
Ernst Wohlschläger

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